
Die Pharaonen in uns
Seit jeher fasziniert Ägypten. Seine Pyramiden, seine Tempel, seine Hieroglyphen scheinen von einer Zeit zu sprechen, in der der Mensch in direkter Verbindung mit dem Heiligen stand, wo jede Geste, jedes Ritual, jedes Symbol ein jahrtausendealtes Wissen in sich trug. Aber nicht nur in den Steinen und Museen lebt Ägypten noch weiter: es bewohnt auch unser Unbewusstes.
In Die Pharaonen überleben in uns erforscht Georges Romey, französischer Psychologe und Forscher mit einer Leidenschaft für Träume und das kollektive Unbewusste, diese Idee durch mehr als 1.200 Sitzungen des „freien Wachtraums". Die Probanden, in einen veränderten Bewusstseinszustand versetzt, äußerten Bilder und Symbole, die die Zeit zu transzendieren scheinen. Die wiederkehrenden Szenen – Tempel, Zeremonien, königliche und initiatische Gestalten – sind nicht einfache Erfindungen der Vorstellungskraft: sie gehören zu einem kollektiven Gedächtnis, das uns mit den Eingeweihten des Alten Ägyptischen Reiches verbindet. Romey schlägt mehrere Hypothesen vor, um diese Wiederkehr zu erklären: das phylogenetische Gedächtnis, das heißt ein von unseren Vorfahren vererbtes Gedächtnis, das bestimmte Erfahrungen und universelle Archetypen bewahrt, die Rolle der „Ka" und die Beständigkeit der initiatischen Archetypen im menschlichen Unbewussten. Diese Symbole sind nicht erstarrt: sie laden uns ein, in uns einen Teil dieser alten Weisheit zu erkennen, unseren eigenen initiatischen Weg zu erforschen.
Das Ka, das Romey in seinen Arbeiten erwähnt, verdient eine besondere Entwicklung. In der ägyptischen Tradition ist das Ka die Lebensenergie, die jeden Menschen beseelt, der Atem, der den Körper existieren lässt und der den Menschen mit dem Göttlichen verbindet. Bei den Pharaonen nimmt es eine manifestere Dimension an und symbolisiert ihre Rolle als Vermittler zwischen Himmel und Erde und ihre Fähigkeit, das Volk zu führen. Das Ka kann nach dem Tod überleben, durch Riten und Opfergaben genährt werden und weiterhin die Lebenden beeinflussen. So handelt es sich nicht nur um eine spirituelle Kraft der Pharaonen, sondern um eine wesentliche Komponente der menschlichen Seele, die in jedem von uns vorhanden ist und zum Erwachen und zur inneren Transformation einlädt.
Elizabeth Haich, ungarische Schriftstellerin und spirituelle Lehrerin, taucht uns in ihrem Buch Einweihung ins Herz dieser Weisheit ein. Sie erzählt ihren Weg als Eingeweihte und den ihres Meisters und enthüllt, wie die Pharaonen und Priester des Alten Reiches ein tiefes Verständnis der Gesetze des Geistes und der Seele entwickelt hatten. Durch Meditation, Disziplin und die Beherrschung der heiligen Symbole gelangten die Eingeweihten zu einem Zustand erwachten Bewusstseins, fähig, die subtilen Kräfte wahrzunehmen, die das Universum regieren. Haich beschreibt die Pharaonen als spirituelle Führer, als Wesen, die fähig waren, Körper, Seele und Geist zu harmonisieren und ein initiatisches Wissen zu übertragen, das dazu bestimmt war, das menschliche Bewusstsein zu erwecken.
René Lachaud, französischer Ägyptologe und Autor, spezialisiert auf Esoterik und die ägyptische initiatische Tradition, bereichert diese Perspektive in seinem Buch Magie und Einweihung im pharaonischen Ägypten. Er beschreibt die Rituale, die Symbolik der Tempel und Pyramiden und erklärt, dass die Pharaonen nicht nur Herrscher waren, sondern Meister der Meditation und der inneren Magie. Seine Analysen des Ka ermöglichen es, besser zu verstehen, was Romey im kollektiven Unbewussten erahnt und was Haich in der Einweihung erfährt: diese vitale und spirituelle Energie, zugleich universell und bei den Pharaonen verstärkt, ist ein Faden, der die individuelle Erfahrung mit dem Ahnengedächtnis der Menschheit verbindet.
Wenn man die drei Ansätze zusammenführt, sieht man einen Faden zwischen Beobachtung, Erfahrung und dokumentierter Tradition entstehen: Romey zeigt uns, dass die Bilder und Symbole in unserer Psyche fortbestehen; Haich taucht uns in die erlebte Dimension der Einweihung ein; Lachaud erklärt uns die Struktur, die Logik und den Sinn dieser Riten und Kräfte. Zusammen enthüllen sie, dass die Pharaonen in uns nicht nur erstarrte Symbole der Vergangenheit sind, sondern Führer, Energien und Archetypen, die uns zum inneren Erwachen führen können.
Wie Romey betont, sind die „Ka" nicht einfache Überreste der Vergangenheit: sie schwingen noch in unserem Unbewussten und laden uns ein, unser eigenes Bewusstsein zu erwecken. Haich ihrerseits erzählt die lebendige Erfahrung dieser jahrtausendealten Einweihungen: sie erinnert sich an die Rituale und Lehren der Pharaonen, und diese Erinnerungen werden zu einem Licht, das die Gegenwart erhellt. So entsteht eine tiefe Wahrheit: die Pharaonen in uns sind nicht tote Gestalten der Geschichte, sondern lebendige Kräfte, Führer zum Bewusstsein, zur Harmonisierung von Körper, Seele und Geist und zum Verständnis der Mysterien, die den Menschen mit dem Göttlichen verbinden.